USA auf Rohstoffsuche – Europa hat das Nachsehen 

von | 19. Nov. 2025 - 09:21 | Politik

Vorräte und gemeinsame Beschaffung: EU will Bemühungen um sichere Versorgung mit kritischen Rohstoffen forcieren. 

Die USA machen Druck nicht nur beim Aufbau von Wertschöpfungsketten für kritische Rohstoffe, sondern auch beim Kauf von Vorräten im Ausland. Bei ihren Bemühungen um weniger Abhängigkeit von Rohstoffsupermacht China kommen die Vereinigten Staaten offenbar immer häufiger europäischen Käufern zuvor, wie EU-Kommissar Stéphane Séjourné gegenüber der Financial Times (Paywall) sagte. Der für die Industrie- und Handelspolitik des Staatenbunds verantwortliche Politiker will mit einer EU-Einrichtung gegensteuern, die mit eigenen Finanzmitteln gemeinsame Einkäufe organisiert und Vorräte aufbaut. Zudem soll sie Unternehmen zu mehr wirtschaftlicher Sicherheit in ihren Lieferketten anhalten. Rohstoffpartnerschaften etwa mit Brasilien sollen die Bemühungen um mehr Autonomie in der Ressourcenversorgung flankieren. 

Dass auf beiden Seiten des Atlantiks unterschiedliche Ansätze und Geschwindigkeiten vorhanden sind, konstatierte jüngst auch Vacuumschmelze-CEO Erik Eschen im Gespräch mit Bloomberg (Paywall). Die USA würden derzeit beim (Wieder-)Aufbau der heimischen Lieferketten den Ton angeben, die europäische Industrie und Politik warte derweil auf eine Lösung aus den USA oder aus China. Im Hinblick auf Seltene Erden sei in Europa durchaus Wissen vorhanden. Vermehrt würde dieses jedoch in andere Länder abwandern, neben den USA auch nach Kanada oder Australien, so Eschen weiter. Vacuumschmelze mit Sitz im hessischen Hanau produziert unter anderem magnetische Legierungen und Dauermagnete. Kürzlich hat das Unternehmen im US-Bundesstaat South Carolina ein Magnetwerk eröffnet und dafür staatliche Fördermittel und Steuergutschriften in Höhe von etwa 200 Millionen US-Dollar erhalten. 

Ähnlich wie Eschen hatte sich vor kurzem Philippe Kehren geäußert, CEO des französischen Seltenerd-Konzerns Solvay: „Wir spüren heute in Europa noch immer eine begrenzte Unterstützung. Daher arbeiten wir weiterhin mit den europäischen Entscheidungsträgern zusammen, um herauszufinden, wie wir diese Rahmenbedingungen schaffen können. Um es ganz klar zu sagen: Wir sehen derzeit mehr Unterstützung aus Nordamerika.“ Konkrete Beispiele für den Verlust von Know-how und Kapazitäten sind der eingestellte Bau einer Seltenerd-Raffinerie im englischen Hull sowie der Verkauf des britischen Herstellers von Seltenerdmetallen und -legierungen Less Common Metals an einen US-Konzern. 

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