Wo Schatten ist, da ist auch Licht: Rohstoff-Konferenz zeigt Wege zur Rohstoff-Resilienz auf 

von | 27. Feb. 2025 - 11:22 | Wirtschaft

In unserem Rückblick zur Critical Materials Conference: EV & Battery 2025 fassen wir für Sie unsere wichtigsten Erkenntnisse der Fachveranstaltung zusammen.

Zwei Tage lang wurde Deutschlands führende Finanzmetropole zum Hotspot für Elektromobilität und Batterietechnologie: In Frankfurt am Main fand diese Woche die Critical Materials Conference: EV & Battery 2025 statt. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen einerseits die Herausforderungen und Chancen entlang der sich dynamisch entwickelnden Batterielieferkette, andererseits auch die Schwierigkeiten Europas beim Aufbau einer wettbewerbsfähigen Batterieindustrie für Elektrofahrzeuge (EV), die Entwicklungen auf den globalen Rohstoffmärkten sowie die Rolle staatlicher Maßnahmen zur Sicherung kritischer Liefer- und Wertschöpfungsketten. 

Wie dynamisch die Elektromobilität außerhalb Europas wächst, machte gleich zu Beginn Dr. Robert Burrell, Research Manager des Market-Intelligence-Anbieters Project Blue, sehr deutlich. Zwischen 2020 und 2024 habe China eine beeindruckende jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 77 Prozent bei den EV-Verkäufen verzeichnet – angetrieben durch gezielte Subventionen, Kostensenkungen und eine strategische Expansion der Lieferkette. Europa hingegen hat Mühe, mitzuhalten. Das Ende der deutschen Subventionen Ende 2023, hohe Anschaffungskosten und eine unzureichend entwickelte Infrastruktur bremsen das Wachstum. Eines sei aber trotz der Rückschläge für die E-Mobilität sicher: die Elektrifizierung kommt („The path of electrification is irreversible“). Burrell schloss daher mit versöhnlichen Worten, denn wo Herausforderungen sind, da gibt es auch Möglichkeiten für die Industrie außerhalb Chinas. Durch Partnerschaften, Innovation, aber auch die Optimierung der Lieferketten und deutlich mehr Recycling.  

Ein dichtes Programm erwartete das Publikum in Frankfurt.

Für ein Ende des Krisennarrativs sprach sich im Anschluss auch Siyamend Al Barazi aus. Al Barazi ist Arbeitsbereichsleiter „Rohstoffwirtschaft“ bei der Deutschen Rohstoffagentur DERA und erläuterte, welchen Zyklen Rohstoffpreise unterliegen. Denn mehr Nachfrage erhöht zwangsläufig das Preisniveau, was die Rohstoffexploration attraktiver macht und zu neuem Angebot führen kann. Daraus jedoch kann sich wieder ein Überangebot ergeben – die Preise sinken. Auf diese Umstände könne man sich jedoch vorbereiten.  

Eine Möglichkeit sei die Bevorratung mit den benötigten Ressourcen, die nach Ansicht Al Barazis auf absehbare Zeit allerdings den Unternehmen selbst überlassen wird. Staatliche Inventare seien weder hierzulande noch auf EU-Ebene zu erwarten. Als wichtige und positive Impulse aus der Politik hob er hingegen das im letzten Jahr verabschiedete EU-Rohstoffgesetz Critical Raw Materials Act und den neu gestarteten deutschen Rohstofffonds hervor. Ausgestattet mit einer Milliarde Euro, soll er die Finanzierung heimischer und ausländischer Projekte im Bereich Abbau, Verarbeitung und Recycling unterstützen. Andere Länder wie Japan seien derweil schon viel weiter bei der Diversifizierung, mahnte Al Barazi abschließend an, Europa müsse endlich mehr ins Handeln kommen und dabei auch Fördergelder in die Hand nehmen. 

Die Energiewende muss kommen, aber woher kommt das notwendige Geld? 

Generell war die Finanzierung neuer neuer Bergbau- und Raffinerieprojekte ein zentrales Diskussionsthema am ersten Tag der Konferenz. Unsicherheiten bei Investments in Junior Miner oder Start-ups und noch wenig erprobte Technologien wurden ebenso erörtert wie die Rolle staatlicher Subventionen. Die Experten debattierten auch, inwiefern geopolitische Unsicherheiten – darunter die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump – die Lieferketten beeinflussen könnten. Während einige keinen direkten Einfluss erwarteten, hielten andere eine abschließende Bewertung für verfrüht. Was sich jedoch in Frankfurt, aber auch auf anderen Konferenzen zu ähnlichen Thematiken herauskristallisiert: Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate etablieren sich zunehmend im Bereich der Rohstoffinvestitionen. Beide Länder wollen ihre Wirtschaft diversifizieren, die lange vor allem auf der Ölförderung gründete. Saudi-Arabien besitzt derweil auch Vorkommen Seltener Erden, diese Rohstoffgruppe bildete am zweiten Tag einen Themenschwerpunkt.  

„Rare earths are used everywhere.“

Seltene Erden werden gebraucht, doch Europa tut sich schwer 

Nicht nur Elektroautos: Den Seltenen Erden gilt aufgrund der vielen Anwendungsfelder mittlerweile auch in den Medien wachsendes Interesse. Die chinesische Dominanz bei Förderung und Weiterverarbeitung ist entsprechend bewusst. Der Aufbau eigener Kapazitäten in der Europäischen Union stellt sich trotz allem herausfordernd dar. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, so David Merriman, Research Director von Project Blue. Die Umweltauswirkungen, die vor allem bei der Aufbereitung Seltener Erden in China lange in Kauf genommen wurden, hätten zur teils negativen Assoziierung in der Bevölkerung geführt. Neben diesem Imageproblem, das zum Widerstand gegen Projekte in Europa beiträgt, stellten sich aber auch praktische Fragen beim Aufbau einer Seltenerdindustrie von der “Mine zum Magneten“, denn wie lässt sich die „refining gap“ – die Lücke zwischen Bergbau und Raffination – schließen? 

Ein Blick nach China, zum Magnetproduzenten JL Mag, lieferte Erkenntnisse. Jurre Stienen, Chief Operating Officer im europäischen Zweig des weltweit größten Seltenerdmagnetherstellers, verwies auf die stark ausgeprägte vertikale Integration der Industrie in China, das Unternehmen könnte daher auf einen stetigen Rohstoffzufluss setzen, der auch Recyclingmaterial umfasst. Überhaupt zog sich ein roter Faden durch die Vorträge und Gesprächsrunden: China setzt nicht mehr nur auf Masse, sondern treibt auch Innovationen voran und arbeitet an der Reduzierung des Ressourceneinsatzes. Eine Entwicklung, die auch in Europa mehr Beachtung verdient hat: Was macht China richtig, was kann hierzulande verbessert werden?   

Dr. Nils Backeberg, Gründer und Director von Project Blue, äußerte sich zufrieden mit der Konferenz und betonte deren inhaltliche Vielseitigkeit. Besonders hob er hervor, dass die Veranstaltung durch eine Kombination aus Fachvorträgen und lebhaften Diskussionen die gesamte Wertschöpfungskette umfassend beleuchtet habe. Dies habe den Teilnehmern wertvolle Einblicke in verschiedene Aspekte des Themas ermöglicht und die Bedeutung eines interdisziplinären Austauschs unterstrichen. Dem können wir nur beipflichten. Wir bedanken uns beim Veranstalter Project Blue für die Einladung zur Konferenz. 

See you in 2026?

Alle Bilder: Rohstoff.net

Webinar Banner TRADIUM