Wer Sicherheit sucht, kann auf Gold setzen

von | 30. Dez. 2024 - 08:10 | Kutzers Corner

Auch unmittelbar am Jahreswechsel hat sich die Stimmungslage der Börsenprofis nicht entscheidend verändert. Betont vorsichtige Privatanleger sollten Gold weiter favorisieren.

Das unter den Finanzmarktakteuren verbreitete Motto lautet unverändert „vorsichtiger Optimismus für das neue Jahr“. Und das gilt für die meisten Anlageklassen und Anlageregionen – bevorzugt wird Amerika. Die geopolitischen Spannungen haben zugenommen und die nationalen Regierungen vielerorts ins Schleudern gebracht. Allein diese Entwicklung macht unsicher-vorsichtige Privatanleger eher noch nervöser. Es liegt deshalb auf der Hand, solchen Anlegern jetzt keine größeren Investments zu empfehlen. Wer allerdings Sicherheit für sein langfristiges Kapital sucht, dem bietet sich ein Klassiger an: Gold.

Amerika-Einflüsse im Vordergrund

Nach den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November geriet der Goldpreis deutlich unter Druck und erreichte am 15. November einen Tiefstand von 2.563,25 US-Dollar je Feinunze. Das Edelmetall erwies sich jedoch als widerstandsfähig und notierte im weiteren Monatsverlauf kurzzeitig über der Marke von 2.700 D0ollar. „Trotz dieser Erholung war der November der schlechteste Monat seit über einem Jahr“, schreibt Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle bei VanEck, in ihrem aktuellen Goldkommentar. „Mit Blick auf die Zukunft sind wir der Ansicht, dass Gold sowohl durch US-amerikanische als auch durch globale makroökonomische Faktoren unterstützt wird. Die Erwartung einer inflationären Politik unter der neuen US-Regierung, die gestiegenen globalen geopolitischen Risiken, die starken Nettokäufe der Zentralbanken und die erwarteten Zinssenkungen der Federal Reserve deuten auf eine potenzielle Aufwärtsdynamik für Gold auf längere Sicht hin.“

Risiken im Auge behalten

Gleichzeitig teile ich die Einschränkungen der Analysten: Anleger sollten vorsichtig bleiben, was potenzielle Risiken angeht, wie z.B. unerwartete Änderungen in der Politik der Zentralbanken, geopolitische Ereignisse, die sich den Prognosen widersetzen, oder eine Inflation, die nicht wie erwartet eintritt. Diese Faktoren könnten den Aufwärtstrend von Gold begrenzen oder zu einer erhöhten Volatilität führen.

Ein schwächerer Goldpreis führte dazu, dass sich Goldaktien in jüngster Zeit schlechter entwickelt haben als das Metall. Dazu heißt es bei VanEck: „Goldaktien liegen in diesem Jahr überraschend hinter Gold zurück. Wir glauben, dass dies die Folge der Marktverwerfungen bei der Bewertung von Goldaktien in den letzten Jahren ist.“ Während die Spotpreise für Gold seit Jahresbeginn um 28 Prozent gestiegen sind, haben die Goldaktien im NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR) nur um 21 Prozent zugelegt. Diese Diskrepanz verdeutlicht die schlechte Stimmung gegenüber dem Goldminensektor und das mangelnde Interesse der Anleger.

Was die Hebelwirkung bewirkt

Die Handelsmuster von Goldaktien in Zeiten steigender bzw. fallender Goldpreise unterstreichen diese Beobachtung noch. „Leverage funktioniert in beide Richtungen, und wir betonen dies immer wieder, wenn wir die Vorteile einer Anlage in Goldaktien erörtern“, erklärt die Goldexpertin. „Es ist wichtig, daran zu denken, dass derselbe Hebel, der potenzielle Gewinne bei einem Anstieg des Goldpreises verstärkt, auch Verluste bei einem Preisrückgang erheblich verstärken kann, was Goldaktien unter ungünstigen Marktbedingungen besonders volatil und riskant macht.“

Deshalb resümiert VonEck: Leverage funktioniert in beide Richtungen. Im vergangenen Jahr hatte sich der deutliche Abstand zwischen Gold und Goldaktien verringert. Die Schwäche des Goldsektors nach den Wahlen hat ihn jedoch wieder vergrößert. Da die Goldproduzenten Rekordmargen erzielen und einen beträchtlichen freien Cashflow generieren, glauben wir, dass diese Diskrepanz nicht ewig anhalten wird. Anleger, die sich durch ein Engagement in Gold gegen breitere Marktrisiken absichern möchten, könnten neben Goldbarren auch eine Allokation in den Goldminensektor in Betracht ziehen.

ETFs wieder lebhaft gefragt

In Summe wird von namhaften Experten eine Gemengelage beschrieben, die den Goldpreis weiterhin von allen Seiten befeuern wird – unabhängig davon, wie lange Konflikte wie in der Ukraine oder im Nahen Osten weitergehen, sich ausbreiten oder beendet werden. Dass nun auch Privatanleger zunehmend auf den Gold-Zug aufspringen, beweisen die massiven Zuflüsse in, mit physischem Gold hinterlegte ETFs, die im laufenden Jahr wieder mehr an Bedeutung gewonnen haben. Einen zusätzlichen Hebel auf den Goldpreis bieten selbstverständlich auch Investments in Goldminen, die bis dato aber noch nicht im Fokus der breiteren Masse stehen. 

Der Grund: Der globale Bestand an börsengehandelten Zertifikaten, die mit physischem Gold hinterlegt sind, reduzierte sich erstmals seit April, und zwar um rund 29 auf 3.215 Tonnen. Dies war fast ausschließlich auf Abflüsse aus Europa zurückzuführen, während der Bestand in allen anderen Regionen nahezu unverändert blieb. Notenbanken bleiben hingegen weiter als Goldkäufer aktiv. Auch Chinas Notenbank, die zuvor sechs Monate pausiert hatte, erwarb im November weitere fünf Tonnen für ihre Währungsreserven. Einiges spricht dafür, dass besonders in Asien die Nachfrage nach Gold auch 2025 hoch bleiben wird und die Preise deshalb Aufwärtspotenzial besitzen. Die ungewöhnlich starken Kursgewinne in diesem Jahr dürften sich jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit im kommenden Jahr in diesem Ausmaß nicht wiederholen.