Was kann man jetzt noch kaufen? Auf diese Standardfrage vieler Privatanleger gibt es keine eindeutige Antwort. Nützlich können jüngste Marktanalysen professioneller Strategen sein.
Liegt ein starker Kursanstieg bereits hinter uns, sorgt das für zusätzliche Unsicherheit (Motto: „Die sind doch schon gelaufen“). Trendfolger lehnen das eher ab, sondern verweisen eher auf einen immer noch intakten Trend („The Trend is your Friend“). Deshalb mehren sich die Kaufempfehlungen für Gold in jeder Form – gerade jetzt. Auffallend sind die zum Teil massiv bullischen Berichte zu den in Mode gekommenen KI-Aktien und zu Engagements in Bitcoin und anderen Kryptowährungen.
Ich bleibe aber, was Letztere betrifft, bei meiner Vorsicht, und dazu zwei Ratschläge: Interessenten sollten zunächst die Besonderheiten dieser Anlageklassen studieren und sich erst dann für ein überschaubares Engagement entscheiden.
Europäische Dividendenwerte
Warum sind europäische und insbesondere deutsche Dividendentitel derzeit so gefragt? Das Research der Helaba fasst die Antwort folgendermaßen zusammen: Neben Gründen wie Zinssenkungsfantasien und zuletzt positiven Gewinnüberraschungen sind es in erster Linie Bewertungsdifferenzen, die in den letzten Monaten zu einer Reallokation internationaler Investoren geführt haben. So war zuvor die Outperformance des S&P 500 gegenüber dem Dax in keinem ausreichenden Maße durch eine stärkere Entwicklung der Unternehmensgewinne gedeckt, wodurch der S&P 500 nicht nur absolut, sondern auch relativ zum Dax sehr teuer geworden war. Nicht zuletzt die Zweifel an der mit dem Megatrend KI verbundenen Wachstumsfantasie bei den US-Schwergewichten haben in den letzten Wochen offensichtlich zu einer Neuorientierung global agierender Anleger beigetragen und dafür gesorgt, dass die Lücke zum Dax nun zumindest verkleinert wird.
Ein brachliegender Markt: Demografie
Bestimmte Themen sind inzwischen zu Börsenfavoriten geworden. Dazu hat Swisscanto eine neue Themenanalyse herausgegeben: „Immer mehr Menschen bringen den Wunsch zum Ausdruck, einen aktiven und gesunden Lebensstil zu pflegen – dies wohl nicht zuletzt in der Hoffnung, nicht nur besser, sondern länger zu leben. Wer so denkt, reiht sich ein in einen strukturellen Trend, der auch als Investmentthema spannend sein kann: Das Streben nach einer gesunden Langlebigkeit, der so genannten Healthy Longevity.“
Mit der Aussicht darauf, dass die Welt schon im Jahr 2050 mehr als zwei Milliarden Menschen zählen könnte, die über 60 Jahre alt sind, gilt der Megatrend der Demografie aus Anlageperspektive als wohl größter brachliegender Markt überhaupt. Das zeigt sich eindrücklich am Beispiel China. Während das Land seit mehr als zwei Jahrzehnten als Wachstumschance gefeiert wird, wird kaum wahrgenommen, dass dort die Bevölkerung von gegenwärtig noch 1,5 Milliarden Menschen über die nächsten Dekaden weiter schrumpfen dürfte – aufgrund der Überalterung.
Als besonders erstrebenswert und auch aus wirtschaftlicher Sicht chancenreich erscheint das ‚Gesundsein‘ in der gesunden Langlebigkeit. Die Lebenserwartung hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zwar um drei Jahrzehnte verlängert. Wie sich aber zeigt, vermag die Gesundheit nicht mitzuhalten: Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge erhöhte sich beispielsweise zwischen 2000 und 2019 die Lebenserwartung weltweit um 6,4 auf 73,1 Jahre; die Aussicht auf ein gesundes Leben nahm während dieser Frist aber nur um 5,3 Jahre zu.
Tatsächlich mögen Menschen zwar länger leben. Sie werden aber mit zunehmendem Alter von Krankheiten geplagt: In den USA etwa rechnete die Organisation National Council on Aging vor, dass dort 80 % der über 65-Jährigen mit zwei oder mehr chronischen Krankheiten leben müssen. Das Konzept der ‚Gesundheitsspanne‘ rückt vor diesem Hintergrund mehr und mehr ins Rampenlicht. Im Gegensatz zur Lebensspanne misst sie die Zeit, die Menschen bei guter körperlicher und geistiger Verfassung genießen können. Im Fokus steht die Lebensqualität – es geht also darum, die Gesundheitskurve bis zum Lebensende möglichst auszuweiten.
Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die Gesundheitsspanne von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, nicht zuletzt von unserem Erbmaterial: Wie die renommierte medizinische Zeitschrift ‚The Lancet‘ zum Thema Langlebigkeit festhielt, haben Wissenschaftler Hinweise darauf gefunden, dass ein komplexes Zusammenspiel am Werk ist zwischen Genen und der Umwelt, in der sich die Menschen bewegen. Diesbezüglich hat auch die Erforschung der so genannten Blauen Zonen interessante Hinweise geliefert. Gemeint sind Weltregionen, die durch einen besonders hohen Anteil an Menschen herausstechen, die 100 Jahre und älter sind. So wurden unter anderem in Japan DNA-Kombinationen identifiziert, welchen die Förderung der Langlebigkeit zugeschrieben wird. Gleichzeitig vermutet die Wissenschaft beim persönlichen Lebensstil in jenen Zonen eine mindestens so hohe Wirkung. Jener Lebensstil zeichnet sich oftmals aus durch eine gesunde Ernährung, viel Bewegung, ein reges Sozialleben sowie wenig Stress.
Was gibt nun aber den Ausschlag – die Gene, das soziale Umfeld, eine fortschrittliche Medizin oder doch am Ende das individuelle Verhalten? Die amerikanische Gesundheits-Beratungsfirma Goinvo hat dazu Studien durchforstet und ein Ranking der vermuteten Einflüsse erstellt: Demnach machen etwa die Schlafqualität und ob und wie oft er oder sie raucht oder trainiert, 36 % der gesamthaften Einflüsse auf die Gesundheit aus. Mit 24 % ebenfalls bedeutend sind die sozialen Lebensumstände. Mit immerhin 22 % werden genetische und biologische Einflüsse bewertet – und nur zu 11 % die medizinische Versorgung.
Wandelanleihen: Kein Ende des positiven Trends
Nicht neu, aber neu entdeckt werden von Investmenthäusern die Wandelanleihen. Sie bleiben für Anleger auch im Jahr 2025 eine sehr attraktive Assetklasse, analysiert Arnaud Brillois, Portfoliomanager und Leiter des Global Convertibles-Teams bei Lazard Asset Management. Seine Argumente: „Wir glauben, dass sich das wirtschaftliche Umfeld für viele Wandelanleiheemittenten als günstig erweisen wird. Gleichzeitig fördert die Struktur des Marktes eine hohe Konvexität, die sowohl interessante Renditen als auch eine hohe Aktiensensitivität bietet. Das dürfte eine hohe Aufwärtspartizipation an den Aktienmärkten ermöglichen, aber in volatilenZeitenauch Schutz vor Abwärtsrisiken bieten.“