Die internationalen Beziehungen spitzen sich weiter zu. Trumps schier unglaubliches Auftreten gegenüber Selenskyi sollte auch für die Finanzmärkte eine (ernste) Warnung sein.
Die Anleger werden seit Monaten trotz schwacher Weltwirtschaft verwöhnt, denn vor allem die (Aktien-)Börsen und Gold profitieren von der Rendite suchenden internationalen Liquidität. Diese robuste widerstandsfähige Entwicklung hat sich in ersten Monaten 2025 sogar noch fortgesetzt. Anlageberatern fällt es nicht mehr leicht, neue Titel zu finden, um sie ihrer Klientel nahe zu bringen – wo gibt es noch preiswerte Märkte außer KI und Edelmetallen?
Einfluss der Ost-West-Beziehungen
Und so müssen sich Volkswirte und Investment Manager zwangsläufig intensiver mit den nationalen und geopolitischen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Eine extrem wichtige Frage für uns: Wird Europa zum globalen Verlierer? Dazu jüngste Stimmen wie das Helaba Research in seinem folgenden „Radar“.
Präsident Trumps zweite Amtszeit erinnert an seine erste: Den Ankündigungen von Zöllen und Gegenzöllen folgt ein Aufschub, danach wiederum eine Gegenankündigung. Der aktuelle Stand zum Wochenausklang lautet, dass am 4. März Sonderzölle auf Importe aus Kanada und Mexiko in Kraft treten sollen, während auf Einfuhren aus China ein zusätzlicher Zoll von 10 % fällig wird. Die Volksrepublik kündigt Gegenmaßnahmen an. Zugleich droht der US-Präsident Europa mit 25 %-Zöllen.
Diese erratische Politik sorgt für zunehmende Unsicherheit, im In- und Ausland, unter Konsumenten und Produzenten. Das Bild, dass diese Politik die USA wieder groß machen wird, hat Risse bekommen, auch unter den Anlegern. In der ablaufenden Handelswoche war jedenfalls der sichere Anlagehafen von Staatsanleihen gefragt. US-Treasuries rentieren auf einem Jahrestief und auch für die Verzinsung von Bundesanleihen ging es bergab.
Die Kapitalmarktbilanz von Präsident Trump fällt bislang eher bescheiden aus und zeugt von zunehmender Verunsicherung der Investoren. Die US-Aktienmärkte fallen im Vergleich zum Euroraum zurück. Der marktbreite S&P 500 Index ist auf Jahressicht knapp unter die Nulllinie gerutscht, während der deutsche Leitindex Dax ein Plus von über 13 % vorweisen kann. Bitcoin, zu Beginn von Trumps Amtszeit noch über 100.000 US-Dollar gesprungen, sackte unter 80.000 ab. Europa muss nun in die – von den USA erzwungene – Offensive gehen und die Fehlentwicklungen, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt hatten, beseitigen. Der durch Trump ausgelöste Druck könnte zu den notwendigen Reformen führen. Das gilt für Deutschland ebenso wie für den Euroraum. So hat die EU-Kommission ihre Pläne für einen „Clean Industrial Deal“ vorgestellt, um die Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu unterstützen.
Leitzinssenkung erwartet
Analysten weisen darauf hin, dass die Wirtschaftsdaten uneinheitlich geblieben sind bzw. sich zuletzt einige Konjunkturdaten eher als schwach gezeigt hätten. Daher rechnen sie für den kommenden Donnerstag mit einer Leitzinssenkung von 25 Basispunkten auf 2,5 Prozent. Viele Argumente sprechen dafür, dass es dann nur noch eine weitere Senkung des Einlagesatzes im April auf 2,25 Prozent geben wird. So wird die Geldpolitik zunehmend expansiver und die Inflation dürfte sich auf einem Wert nur leicht unter 2,0 Prozent einpendeln. Das Bild würde sich aber komplett ändern, sollte US-Präsident Donald Trump tatsächlich Strafzölle auf alle Importe aus der EU verhängen.
Trump preist massive Zollerhöhungen als Heilmittel für die US-Industrie an. Ohne eine gezielte Währungsabwertung droht der protektionistische Kurs aber nicht nur zu verpuffen, sondern die Handelsdefizite noch zu verschärfen. Währenddessen steht die neue deutsche Regierung vor einigen Herausforderungen. Gelingt es Friedrich Merz, die Sozialdemokraten für eine große Reformagenda zu gewinnen, könnte er Deutschland wieder auf Kurs bringen.
Ratschlag für Anleger
Zu guter Letzt: Ich werde aufgrund der gefährlichen Weltlage gerade immer häufiger gefragt, ob man als Privatanleger jetzt besser aussteigen und das Kapital im Bereich der Festverzinslichen parken sollte. In aller Regel rate ich dazu, Aktien zu halten, aber auch nicht weiter zu kaufen, wenn sich die Kurse einmal abschwächen – langfristiges Halten ist grundsätzlich eine angesagte Strategie anstelle von häufigem Kaufen oder Verkaufen.