Ein in jeder Hinsicht bewegtes Jahr geht zu Ende. Politik, Wirtschaft und Finanzmärkte haben sich geradezu atemberaubend entwickelt. Die Prognosen mussten immer wieder korrigiert werden. Jetzt beginnt die Hochsaison für den kommenden Jahrgang.
Was erwarten die Banken von 2025? Die soeben vorgelegten Jahresprognosen aus dem Sparkassensektor und den genossenschaftlichen Instituten sind meine beiden ersten Beispiele.
In jedem Jahr folgt der Konjunktur- und Kapitalmarktausblick der Helaba einem Motto. Dieses fängt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das kommende Jahr metaphorisch ein. Diesmal hat man die Modewelt ausgewählt. Sowohl dort als auch bei Konjunktur und Kapitalmärkten sind Zyklen und Trends maßgeblich. Diese werden 2025 bei dem Defilee auf dem Laufsteg der Weltwirtschaft zu sehen sein: Was wird 2025 en vogue sein? Bleiben z.B. Zölle in Mode oder sind diese bald schon wieder out?
Ein ganz großes Comeback auf dem Catwalk hat Donald Trump. Bereits während seiner ersten Amtszeit und im Wahlkampf für seine zweite Kandidatur setzte er klare Akzente. Mit seinem Motto „America First“ konnte er erneut die Wähler begeistern. Spannend bleibt die Frage, ob die Kollektion 2025 der aus seiner ersten Amtszeit stark ähneln wird. Wirtschaftspolitisch wären das vor allem Zölle und Steuersenkungen mit der Konsequenz einer höheren Verschuldung.
Basisszenario: Arbeitskleidung
Die Basiskollektion „Arbeitskleidung“ der Frankfurter Landesbanker wird 2025 laut Prognose ganz groß rauskommen. Sie schützt einerseits vor den mannigfaltigen Risiken, ermöglicht andererseits aber auch, dass wieder richtig angepackt werden kann. Arbeitskleidung sollte im Idealfall gut passen und der Gürtel weder zu eng noch zu weit sein. Die großen Notenbanken haben 2024 angefangen, den Gürtel etwas zu lockern, nachdem dieser in den zwei Jahren zuvor sukzessive enger geschnallt wurde. In manchen Ländern hinterließ der Gürtel Druckspuren. Haben die Notenbanken jetzt das Gefühl für das richtige Gürtelloch?
In dem Basisszenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 65 % gelingt die richtige Gürtelweite zur Eindämmung der Inflation, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Mit weiteren Accessoires wie Helm, Schutzbrille und Handschuhen können die Herausforderungen des Jahres 2025 gemeistert werden.
Aufschwung kommt noch
Das deutsche BIP wächst 2025 vor allem dank zunehmenden privaten Konsumausgaben wieder. Das Ende der Ampel-Koalition sorgt kurzfristig für mehr Unsicherheit. Allerdings könnten dadurch früher notwendige Reformen ermöglicht werden. 2024 belastete die rückläufige Investitionstätigkeit das Wachstum. 2025 dürften sich die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen stabilisieren. Die deutsche Wachstumsprognose für 2025 hat die Helaba von 1,2 % auf 0,7 % gesenkt. Die USA sollten 2025 um 2,2 % wachsen, nach 2,8 % im laufenden Jahr. Die deutsche Preissteigerungsrate liegt zurzeit bei 2 % (Oktober). Damit wurde das von der EZB definierte Inflationsziel erreicht. Auch im Euroraum ist die Preisstabilität mit einer Inflationsrate von 2 % im Oktober gewährleistet.
2025 dürfte es sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland so bleiben – abgesehen von kleinen Schwankungen. In den USA bleibt die Teuerung höher – im Oktober war der Verbraucherpreisindex 2,6 % über seinem Stand vor einem Jahr. Die US-Kernrate sollte aber von zuletzt 3,3 % weiter nachgeben, auch wenn inflationstreibende Zölle drohen, die den Rückgang dämpfen könnten.
Märkte und Trends
Trotz rückläufiger Inflation und Leitzinswende fällt die Bilanz 2024 gemischt aus. Ein Zinssenkungszyklus bietet erfahrungsgemäß ein eher positives Umfeld für Anleihen. Gleichzeitig baut die EZB ihre Anleihebestände weiter ab. Am Jahresende 2025 liegen die Renditen 10-jähriger Bunds und US-Treasuries bei 2,5 % bzw. 4,5 %.
Aktien: Nicht out of fashion
2024 wird aller Voraussicht ein zweites Jahr in Folge mit überdurchschnittlichen Kurszuwächsen bei Aktien. Am besten entwickelte sich dank Megatrend „Künstliche Intelligenz“ der Technologiesektor. Aktien werden bislang weniger von Wachstumsperspektiven, sondern vielmehr von Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen getragen. Sich allmählich verbessernde globale Wachstums- und Gewinnperspektiven sprechen für weiter steigende Notierungen 2025.
Beim Dax schlägt die noch immer moderate Bewertung zu Buche. US-Aktien sind weniger teuer als ein erster Blick vermuten lässt. Einiges Positive ist bereits vorweggenommen. Für 2025 ist daher nur noch mit einem durchschnittlichen Anstieg der Notierungen zu rechnen.
Andere Märkte: 2024 ist für Gold ein Rekordjahr mit einer Performance von in der Spitze über 30 % in Dollar- und in Eurorechnung. Die Preisrally wird befördert durch die Kombination aus Zinseuphorie der Anleger sowie überdurchschnittlich hoher Nachfrage vor allem aus Schwellenländern. Zentralbanken und private Nachfrage aus Ländern wie China, Türkei, Indien sind maßgeblich für die strukturelle Nachfrageverschiebung bei Gold. 2025 dürfte eine Art geopolitische Sicherheitsprämie das Edelmetall weiter unterstützen und allmählich nachlassenden Zinsimpuls ausgleichen. Weitere Rekorde 2025 erwartet, da Gold sowohl politisch als auch fundamental profitieren kann: Das Edelmetall bleibt en vogue.
Trump als Inflationstreiber
Das DZ Bank Research befürchtet, dass der Seegang für die Weltwirtschaft 2025 rauer wird. Das liegt vor allem am designierten US-Präsidenten Donald Trump, der mit protektionistischen Maßnahmen den Handel erschweren wird. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft wird darunter besonders leiden.
Wachstum nur ein Strohfeuer?
Unter der neuen Regierung dürften die USA in der ersten Jahreshälfte 2025 weiter stark wachsen. Erste Wahlgeschenke kurz nach Amtsantritt, etwa Steuersenkungen auf Trinkgelder, dürften den Konsum ankurbeln. Zudem machen die Aussicht auf eine weitere Senkung der Unternehmenssteuer, Maßnahmen zur Deregulierung sowie absehbare Zollerhöhungen Investitionen in der größten Volkswirtschaft der Welt attraktiv. „Das Wachstum könnte aber schnell zum Strohfeuer werden. Zölle haben meistens Gegenzölle zur Folge. Das treibt die Inflation und verunsichert Verbraucher“, sagt Chefvolkswirt Michael Holstein. Das DZ Bank Research rechnet deshalb mit einem sprunghaften Anstieg der Inflation ab Mitte nächsten Jahres. Für die Teuerungsrate prognostizieren die Analysten 2,8 und für das BIP-Wachstum 2,2 Prozent, jeweils für das gesamte Jahr.
Politische Stabilisierung in Berlin?
Zu guter Letzt: Für mich zählt vorläufig nur die Frage, ob es unserer Bundesregierung gelingen wird, wieder stabile innenpolitische Verhältnisse zurückzugewinnen. Auch das ist für Ihre Börsentaktik von Bedeutung, geschätzte Anleger!