Erster EU-Zentralasien-Gipfel in Usbekistan: Zusammenarbeit bei kritischen Mineralien, Energie und Logistik soll ausgebaut werden.
Kritische Rohstoffe, Energie, Transportwege und Digitalisierung – mit 12 Milliarden Euro will die Europäische Union diese Schlüsselsektoren in Zentralasien unterstützen. Die Ankündigung erfolgte auf dem ersten EU-Zentralasien-Gipfel im usbekischen Samarkand, wo Regierungsvertreter beider Seiten die Stärkung ihrer strategischen Partnerschaft bekannt gaben. Die zugesagten Mittel stammen aus dem geopolitischen Investitionsprogramm des Staatenbunds, Global Gateway.
Die EU setzt in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen darauf, ihre Rohstoffquellen zu diversifizieren und unabhängiger von einzelnen Lieferländern zu werden. Die Binnenstaaten und ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan gelten als mögliche Alternativen zum Rohstoffgiganten China, mit enormen, teils unerschlossenen Reserven kritischer Ressourcen wie Seltenen Erden. Erst dieser Tage meldete Kasachstan die Entdeckung seines bisher größten Vorkommens dieser Rohstoffe, das 20 Millionen Tonnen umfassen soll. In jüngster Vergangenheit hat die EU entsprechend ihre Zusammenarbeit mit Ländern wie Kasachstan intensiviert und Investitionen zugesagt.
Rohstoffpartnerschaften: Europa will sich von China absetzen
Der wirtschaftliche und politische Einfluss Chinas und Russlands in der Region ist nach wie vor stark. So besitzen chinesische Unternehmen die meisten Lizenzen und Abbaustätten in Kirgisistan und Tadschikistan, der Großteil der wichtigen Mineralexporte aus Kasachstan und Usbekistan gehe derzeit in die Volksrepublik, berichtet Euractiv.
Europas Angebot sei anders, betonte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede auf dem Gipfeltreffen. Man wolle nicht nur Rohstoffe für den eigenen Nutzen abbauen, sondern einen Mehrwert für die gesamte lokale Wertschöpfungskette schaffen, vom Bergbau bis zur Raffination, von der Forschung bis zur Ausbildung. Die EU-Kommissionspräsidentin kündigte außerdem eine gemeinsame Absichtserklärung zu kritischen Rohstoffen an, um private Großinvestitionen in der Region anzuziehen, sowie ein für dieses Jahr geplantes Investorenforum in Usbekistan.
Wie erfolgreich diese Offensiven sein werden, bleibt abzuwarten. Denn neben den traditionellen Verbindungen zu Russland und China interessieren sich zunehmend auch andere Länder wie die USA für die Rohstoffe Zentralasiens. Einige Analysten kritisieren im Vergleich das langsame Vorgehen der EU. So sei der Staatenbund bislang an sehr wenigen Projekten in der Region beteiligt, obwohl er seit Jahrzehnten mit diesen Regierungen zusammenarbeitet, zitiert Euractiv Roman Vakulchuk vom Norwegischen Institut für Internationale Angelegenheiten.
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