KUTZERS KRISEN-KOMMENTAR: Vertrauen Sie den Headlines nicht

von | 24. Apr. 2025 - 13:13 | Kutzers Corner

Haben Sie (weil mutig) Ihre Aktienbestände in den vergangenen Tagen aufgestockt? In eine kurzfristige Schwächephase hinein dreht sich die Börse wieder, weil abschreckende Meldungen von neuen Hoffnungen abgelöst worden sind. Doch wie nachhaltig ist diese „Erholungsrally“ in Verbindung mit Zollstreit-Spekulationen?

Praktisch über Nacht sorgte der unberechenbare US-Präsident für neue Fantasie: Positiv aufgenommene Signale zur Zollpolitik haben dem Dax am Mittwoch einen kräftigen Schub gegeben. Als Antrieb hinzu kam ein Kurssprung bei den Aktien von Europas größtem Softwarehersteller SAP. Trump signalisierte im Zollstreit mit China, doch nicht mit harten Bandagen kämpfen zu wollen. Kommt es bald zu einer Deeskalation des Konflikts?

Außerdem: Am Vortag hatten sich an den Märkten noch Befürchtungen mit Blick auf US-Notenbankchef Jerome Powell breit gemacht, nachdem Trump diesen abermals verbal attackiert hatte. Diesbezüglich betonte der US-Präsident nun keine Entlassungsabsichten. Es herrscht Erleichterung darüber, dass der US-Präsident in Richtung Fed wieder etwas mildere Töne anschlägt, nachdem Investoren zunächst auch eine sofortige Entlassung des Notenbankchefs als Risikofaktor einkalkulieren mussten, schrieben mir Kapitalmarktstrategen.

Weiter Kasse machten Anleger derweil bei Rüstungswerten wie Hensoldt, Rheinmetall und Renk. Kein Wunder angesichts der aktuellen Tendenzen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Gesprächsstoff lieferten vor allem Medienberichte, wonach Gebietsabtretungen an Russland Gegenstand von Ost-West-Gesprächen sein sollen: Kremlchef Wladimir Putin soll angeblich Bereitschaft signalisiert haben, die Invasion entlang der aktuellen Frontlinie zu stoppen.

Alles in allem hat sich an der unsicheren Stimmung nichts geändert. Die Kursentwicklung am Aktienmarkt ist uneinheitlich, auch bezogen auf Branchen und Einzelwerte bleibt das Bild differenziert. Das stimmt viele Profis zurückhaltend. Dazu mag auch die Nachricht beigetragen haben, dass  der IWF seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft zurücknimmt. Es gibt momentan also keinen Anlass für eilige Aktienkäufe.