Die Daten zur Entwicklung der Weltwirtschaft bleiben uneinheitlich. Anleger können ihnen noch nicht blind vertrauen.
Die Unsicherheit ist auch mit Blick auf die Geldwertstabilität noch nicht vollends verflogen. Und das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum hat sich zuletzt wieder verschlechtert. Darauf weist das Economic Sentiment der Europäischen Kommission hin. Mit 95,2 Punkten lag es im März 1,1 Punkte tiefer als im Vormonat. Der Blick auf die Teilbereiche ergibt ein nahezu einheitliches Bild. Nur in der Industrie hat sich die Stimmungslage verbessert. In den vier weiteren Bereichen (Dienstleister, Einzelhandel, Bau, Konsumenten) ging es abwärts.
Das Economic Sentiment für den Euroraum bleibt unterdurchschnittlich. Für das erste Quartal 2025 deutet sich damit eine Entwicklung der europäischen Wirtschaft im Stagnationsbereich an.
EZB-Zinspolitik im Fokus
Die jüngsten Analysen der Anlageprofis für 2025 bestätigen die Schwierigkeit beim Blick nach vorn und auf die Zins- und Währungsperspektiven. Damit sollten Sie, geschätzte Privatanleger, davon ausgehen, dass die monetäre Entwicklung für das Börsengeschehen der kommenden Monate entscheidend bleiben wird.
Die Mitglieder des EZB-Rats betonten zuletzt immer wieder, dass die EZB derzeit einen besonderen Fokus auf die Inflationsentwicklung im Dienstleistungssektor legt. Der Dienstleistungssektor unterliegt kaum äußeren Einflüssen und spiegelt damit sehr gut den binnenwirtschaftlichen Preisdruck wider. Dieser ist wiederum stark durch die Lohndynamik geprägt. Die Lohnentwicklung überträgt sich nahezu eins zu eins auf die Lohnstückkosten, da das Produktivitätswachstum im Dienstleistungssektor erfahrungsgemäß niedrig ist. In der vergangenen Woche veröffentlichte der Personaldienstleister Indeed seinen „Wage Tracker“ für Februar – einen Indikator, der zeitnah die aktuelle Lohndynamik abbildet und damit ein sehr guter Frühindikator für die Inflation im Dienstleistungssektor ist.
Eurozone: Inflation im Abwärtstrend
Im Februar fiel die Wachstumsrate der Löhne auf nur noch 2,5 Prozent und signalisierte somit, dass die Dienstleistungsinflation im März deutlich gefallen sein dürfte. Damit wäre der Weg frei für eine Leitzinssenkung der EZB im April. Danach rechnen Volkswirte jedoch mit keinem weiteren Zinsschritt der EZB, da trotz der konjunkturellen Schwäche der vergangenen Jahre die Arbeitslosenquote auf einem Rekordtief von 6,2 Prozent verharrt. Würde die EZB – auch vor dem Hintergrund der deutschen Trendwende bei den Staatsausgaben – den Leitzins zu tief senken, könnte infolge einer Überhitzung des Arbeitsmarkts ein gefährliches Wiederaufleben der Inflation erfolgen. Zumal realwirtschaftliche Daten wie die deutschen Auftragseingänge zwar in den vergangenen Monaten stagnierten, aber keine deutlichen Rückgänge verzeichneten, wie es unter anderem die (zu) pessimistischen Geschäftsklimaindizes anzeigten. Würde die Konjunktur zu stark anziehen, könnten die Unternehmen nicht schnell genug die Produktion ausweiten, was einen erheblichen Anstieg der Auftragsbestände zu Folge hätte. Damit wäre auch wieder Spielraum für höhere Preise gegeben.
USA kämpfen mit zu starkem Dollar
Gemessen am realen handelsgewichteten Wechselkurs des US-Dollars ist die Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie so schlecht wie zuletzt 1985, als der US-Dollar in einer Blase war. Damals lockten die außergewöhnlich hohen US-Zinsen viel ausländisches Kapital in die USA. In der Folge verschlechterte sich die Leistungsbilanz von einem ausgeglichenen Niveau zu einem Defizit von -3,0 Prozent des BIP. Für damalige Verhältnisse war es ein außergewöhnlich großes Defizit.
Aktuell zeigt sich ein ähnliches Bild. Der starke US-Dollar dürfte nach Analysteneinschätzung dafür sorgen, dass sich das Leistungsbilanz- und das Handelsbilanzdefizit in den kommenden Monaten weiter verschlechtern werden. Damit US-Präsident Donald Trump sein Ziel einer Verbesserung der Handelsbilanz erreicht, wäre eigentlich ein deutlich schwächerer Wechselkurs des US-Dollars notwendig. Wahrscheinlich wird die US-Regierung versuchen, eine langsame und geordnete US-Dollar-Schwächung herbeizuführen. Die angedrohten Zölle dürften dabei jedoch wenig helfen und kaum nennenswerte Effekte auf die Handelsbilanz haben.
Koalitionsgespräche machen wenig Mut
Auf den letzten Metern des 20. Bundestages wurden weitreichende finanzpolitische Entscheidungen für die kommenden Jahre getroffen. Auch wenn die neuen Schulden umstritten sind, ist ein erster Meilenstein einer neuen Bundesregierung geschafft, bevor sie überhaupt im Amt ist. Was seitdem aber aus den Koalitionsgesprächen durchsickert, verheißt nach dem Eindruck namhafter Analysten nichts Gutes. Statt endlich erste Ansätze zur strukturellen Neuausrichtung der deutschen Wirtschaft ernsthaft ins Auge zu fassen, werden nun durch die SPD neue, massive Umverteilungspläne auf die Agenda gesetzt. Eine Anhebung des Spitzensteuersatzes und eine Erhöhung der „Reichensteuer“ sowie höhere Kapitalertragssteuern stehen im Raum.
So schafft die Politik nicht die Voraussetzungen, schreiben mir Frankfurter Banker, um Deutschland für die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen. Jüngere Menschen sollten sich nicht auf die gesetzliche Rente verlassen, sondern privat für das Alter am Kapitalmarkt vorsorgen. Eine Anhebung der Kapitalertragssteuer wäre deshalb an Ironie kaum zu überbieten. Insbesondere seit der Corona-Pandemie setzen sich die Deutschen immer stärker mit Dax und Co. auseinander. Mehr als 20 Prozent des Geldvermögens der privaten Haushalte stecken hierzulande in Aktien und Fonds. Die Anhebung der Kapitalertragssteuer von 25 auf 30 Prozent könnte dem positiven Trend ein Ende setzen und die jüngere Generation bei dem Thema desillusionieren. Deshalb müssen diese Steuern runter und nicht nach oben geschraubt werden – bei entsprechend langen Haltefristen am besten auf null.
Zu guter Letzt: Gerade in Zeiten, in denen der Immobilienkauf für viele immer unerschwinglicher wird, ist der Aktienmarkt ein letzter Strohhalm, der den Vermögensaufbau noch ermöglicht.