Indien will offenbar Seltenerd-Exporte nach Japan aussetzen

von | 16. Juni 2025 - 09:25 | Politik

Heimische Industrie hofft auf Entlastung von Chinas Exportbeschränkungen, Stopp der Exporte nach Japan könnte jedoch schwierig werden, da sie unter ein bilaterales Abkommen fallen.

Indien hat Berichten zufolge das staatliche Unternehmen India Rare Earths Ltd (IREL) angewiesen, ein seit langem bestehendes Exportabkommen mit Japan auszusetzen, wie Reuters unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen berichtet. Das seit 2012 bestehende Abkommen sieht in erster Linie die Lieferung von Neodym an ein japanisches Handelshaus vor, das den Rohstoff an Verarbeitungsbetriebe weiterleitet. Da die Lieferungen jedoch auf einem bilateralen Regierungsabkommen beruhen, dürfte ein vollständiger Exportstopp nicht unmittelbar erfolgen. Quellen zufolge strebt IREL eine einvernehmliche Lösung an.

Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund von Chinas Exportkontrollen für bestimmte Seltene Erden und verwandte Produkte, darunter Magnete, die für Elektrofahrzeuge und andere Hightech-Anwendungen unerlässlich sind. Laut The Times of India wartet insbesondere die indische Automobilindustrie auf eine Entlastung von den Lieferengpässen, die durch Chinas verschärfte Exportpolitik ausgelöst wurden.

Indien verfügt laut Angaben des U.S. Geological Survey (PDF) über nahezu 7 Millionen Tonnen Seltenerd-Reserven und gehört damit weltweit zu den führenden Nationen. Allerdings bleibt die Fördermenge im internationalen Vergleich gering. Bisher exportierte IREL einen Großteil seiner Produktion, da es an heimischen Verarbeitungsanlagen fehlte. Dieses Bild beginnt sich nun zu wandeln.

Indien will stärker von seinem Rohstoffreichtum profitieren

Im Januar hat das indische Kabinett die National Critical Minerals Mission (NCMM) auf den Weg gebracht – ein Programm mit einem Volumen von knapp 2 Milliarden US-Dollar. Ziel der Initiative ist es, die heimischen Kapazitäten für die Exploration, Verarbeitung und das Recycling kritischer Rohstoffe auszubauen. Die Maßnahme deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab und setzt sowohl auf nationale Projekte als auch auf internationale Kooperationen.

Bereits Anfang des Jahres forderte Premierminister Narendra Modi die indische Industrie auf, sich nicht länger auf den Export von Rohstoffen zu beschränken, sondern auch Verarbeitungskapazitäten im eigenen Land aufzubauen. Er kritisierte die bestehende Abhängigkeit von importierten Fertigprodukten aus indischen Rohstoffen als „inakzeptabel“ für eine wachsende Volkswirtschaft (wir berichteten).

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