Ein Vierteljahrhundert nach den ersten Gesprächen über ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) ist das Vorhaben am heutigen Freitag in Montevideo auf die Zielgerade gebracht worden. In der uruguayischen Hauptstadt traf zu abschließenden Gesprächen EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen mit ihren Amtskollegen Lula, Milei, Peña und Lacalle Pou zusammen.
Der EU-Rat, das EU-Parlament und die nationalen Parlamente der 26 Mitgliedsstaaten müssen der heute gefundenen Übereinkunft noch zustimmen. Widerstand gegen das Vorhaben gibt es in Frankreich, dort befürchten die Bauern Konkurrenz durch billigere Agrarprodukte aus Südamerika, aber auch Italien hatte zuvor angekündigt, das Abkommen abzulehnen.
Befürworter erhoffen sich hingegen einen deutlich besseren Zugang zu kritischen Rohstoffen. Argentinien besitzt große Vorkommen des Batteriemetalls Lithium, Brasilien beheimatet aussichtsreiche Lagerstätten Seltener Erden.
Die Förderung dieser Rohstoffgruppe strebt auch Bolivien an, das seit 2024 dem Mercosur-Bündnis angehört, aber zunächst nicht Teil der Vereinbarung mit der EU sein wird. Das Land besitzt zudem die weltweit größten Lithiumreserven, für die sich auch China interessiert. Kürzlich wurde ein Vertrag mit einem chinesischen Unternehmen zum Bau von Verarbeitungsanlagen unterzeichnet. In Brasilien wiederum bauen Konzerne aus der Volksrepublik ihr Investment in den Bergbau aus und sichern sich den Zugriff auf kritische Ressourcen. Dies gilt auch für die Förderung Seltener Erden, wie der Ende November erfolgte Kauf von Mineração Taboca durch die China Nonferrous Metal Mining Group zeigt. Ein Selbstläufer für die Diversifikation der Rohstoff-Lieferketten weg von China ist das Freihandelsabkommen für Europa also nicht.
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