Anleger müssen weiter auf klare Signale warten

von | 22. Apr. 2025 - 08:03 | Kutzers Corner

Die Feiertage boten reichlich Zeit und Gelegenheit, Strategie und Taktik zu überdenken. Doch liefern die aktualisierten Analysen und Prognosen kaum neue Anregungen.

Typisch sind die überwiegend vorsichtigen Empfehlungen namhafter Investmentmanager: Die Unsicherheitsprämie ist genau das, was Investoren in diesen Tagen an den Kapitalmärkten erleben. Unsicherheit ist, anders als Risiko, weder abschätzbar noch berechenbar. Diese Unsicherheit kommt an den Kapitalmärkten an. In der neuen Woche wird es also vor allem um die Frage gehen, ob die Unsicherheit zumindest etwas vermindert werden kann.

Was Risiko bedeutet

Die Risikoprämie ist wissenschaftlich gut erforscht, dennoch heiß diskutiert, und am Ende soll sie immer wieder die Begründung dafür liefern, dass es sich mittel- bis langfristig lohnt, Risiken beim Investieren einzugehen. Zumindest historische Betrachtungen für den US-amerikanischen Markt zeigt, dass bis zum Jahr 1800 zurück fast alle Anlageperioden mit einem Horizont von 30 Jahren für Aktien eine positive Risikoprämie gegenüber einer Alternativanlage in Staatsanleihen brachten. Das Risiko hatte sich also gelohnt.

Die Unsicherheitsprämie ist dagegen kaum bekannt und dabei genau das, was Investoren in diesen Tagen an den Kapitalmärkten spüren. Entstehen Unsicherheiten, kommt es zu Kursabschlägen in Form einer „Prämie“.

Wie hoch die Unsicherheit ist

Wie hoch die Unsicherheit ist, das zeigt der Indikator für wirtschaftspolitische Unsicherheit, der noch deutlich weiter nach oben ausschlägt als der Indikator für geopolitische Unsicherheit. Bei beiden Indikatoren handelt es sich um Word-Count-Algorithmen, welche die Berichterstattung in den inländischen bzw. regionalen Leitmedien widerspiegeln.

Diese Unsicherheit kommt an den Kapitalmärkten an. Sie liefert auch eine Begründung dafür, warum zwischenzeitlich die 10-jährige US-Staatsanleihe um fast 0,5% anstieg. Dies war der stärkste Anstieg seit 2001. Ein Anstieg, der die Präsidentin der Bostoner Federal Reserve, Susan Collins, veranlasste zu erklären, die US-Notenbank sei „absolut bereit“, ihre Feuerkraft einzusetzen, um die Finanzmärkte zu stabilisieren, sollte die Lage unruhig werden.

Ifo-Institut unterstützt EZB-Kurs

Die führenden Notenbanken sind nach wie vor bereit, den Märkten Rückhalt zu gewähren. Und Vordenker aus der Wissenschaft machen den Währungshütern entsprechend Mut. So befürwortet u.a. Ifo-Präsident Fuest den EZB-Kurs und beurteilt die jüngste Zinssenkung wegen der US-Zollpolitik als gerechtfertigt: „Durch die unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat zuletzt das Risiko für einen wirtschaftlichen Abschwung zugenommen. Gleichzeitig dürfte das Inflationsrisiko zurückgehen“, sagt Fuest. Ausschlaggebend hierfür seien die jüngste Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar, der sinkende Ölpreis, sowie ein steigendes Güterangebot aus China als Folge der US-Zollpolitik. „Vor diesem Hintergrund ist der Schritt einer weiteren Zinssenkung durch die EZB richtig.“

USA hat ein Inflationsproblem

Bekommen die USA ein Inflationsproblem? Die Antwort fast aller Experten auf diese Frage lautet „ja“. Denn Zölle unterscheiden sich in ihren makroökonomischen Auswirkungen grundsätzlich nicht von Steuern, weil die Zölle auf den Inlandspreis der importierten Güter aufgeschlagen werden und sie damit verteuern. Die verminderte Kaufkraft führt zudem dazu, dass der Konsum eingeschränkt wird, wodurch sich das Wirtschaftswachstum verringert. Soweit die Theorie. In der Praxis können die Wirkungsketten aber auch anders aussehen, wenn Unternehmen die höheren Importpreise absorbieren, indem sie die Zölle ganz oder teilweise selbst tragen – zu Lasten ihrer Gewinnmarge. Zudem kann es zu Substitutionseffekten kommen, wenn die Verbraucher mehr inländische Güter kaufen, die nicht zollbelastet sind. Ausländische Unternehmen können außerdem versuchen, verstärkt im Inland zu produzieren (Reshoring), um keine Zölle zahlen zu müssen.

Ob die Zölle tatsächlich zu einem deutlichen Inflationsanstieg in den USA führen, ist also keineswegs sicher. Denn Inflation ist ein gesamtwirtschaftliches und monetäres Phänomen, das durch viele Faktoren beeinflusst wird.