Wie ticken die Börsenprofis vor dem Jahreswechsel? Die Mehrheit ist vorsichtig optimistisch. USA stehen weiter im Vordergrund.
Mit Argusaugen dürften sich die Blicke ab Ende Januar Richtung USA wenden. Welche Zoll-Ankündigungen wird der designierte US-Präsident Donald Trump wahr machen, was ist Säbelrasseln? Was natürlich nicht heißen soll, dass die Märkte im ersten Quartal 2025 nichts Hausgemachtes zu verdauen hätten. Schließlich wird in Deutschland der Wahlkampf auf Hochtouren laufen, bevor das letzte Neujahrs-Feuerwerk erloschen ist – und wohl nahtlos weitergehen, bis die deutschen Wähler am 23. Februar an die Urnen schreiten.
An den Kapitalmärkten wird sich vieles vor allem um die Frage drehen, wann und wieviel die großen Notenbanken an der Zinsschraube drehen werden. Im Januar beginnt dann auch die Gewinnsaison und wir werden erfahren, wie die großen Unternehmen der Welt im Jahr 2024 abgeschnitten haben. Am 28. Januar öffnet SAP als größtes Dax-Unternehmen die Bücher fürs Gesamtjahr.
Bärenmarkt sorgte für Schnäppchenpreise
Grundsätzlich gilt, dass der Dax kein wirkliches Spiegelbild der deutschen Wirtschaft ist. Im Laufe der Jahrzehnte haben die im Ausland erzielten Umsätze einen immer größeren Anteil erreicht. Im gewichteten Durchschnitt erzielten die Dax-Unternehmen im letzten Jahr rund drei Viertel ihrer Erlöse außerhalb Deutschlands. Da sich die Weltkonjunktur deutlich besser entwickelt hat als die Wirtschaft hierzulande, trifft die deutsche Schwäche die Dax-Unternehmen nur unterproportional. Per saldo haben die Dax-Unternehmensgewinne in den vergangenen zwölf Monaten zwar stagniert, dies aber auf hohem Niveau.
Stabile Gewinne in Verbindung mit einer markanten Unterbewertung, die sich im Zuge der Baisse in den ersten drei Quartalen 2022 ergeben hatte, waren die fundamentalen Bausteine für die seit Herbst 2022 laufende Hausse. Zudem waren die Konjunktur- und die Anlegerstimmung damals auf einen historischen Tiefststand gefallen. Auch technisch waren deutsche Aktien überverkauft. Damit waren die wichtigsten Bedingungen für einen tragfähigen Kursboden erfüllt.
Dynamik nicht einfach fortschreiben
Bislang wurden Aktien in erster Linie von der Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen getragen. Dies hat zu einer Bewertungsexpansion geführt. Zwar bewegt sich der Dax noch innerhalb seines fairen Bandes. Der obere Rand des fairen Bandes, der gegenwärtig bei rund 21.000 Punkten verläuft, ist jedoch nur rund 5 % entfernt. Auch deutsche Standardwerte haben im Zuge der vorweihnachtlichen Rally schon viel Positives vorweggenommen. Deshalb warnen vorsichtige Analysten: Nachhaltig höhere Notierungen lassen sich nicht länger allein durch eine Höherbewertung der erwarteten Unternehmensgewinne erreichen. Vielmehr müssen sich in den kommenden Monaten auch die globalen Wachstums- und Gewinnperspektiven verbessern. Angesichts der Leitzinssenkungen in vielen Volkswirtschaften dürfte dies 2025 gelingen.
Moderater Anstieg erwartet
Typisch für eine vorsichtig-optimistische Einschätzung von Börsenstrategen sind Aussagen wie folgende: Nach zwei Jahren mit überdurchschnittlich guter Aktienperformance ist für 2025 bei den international führenden Indizes nur noch mit einem moderaten Anstieg der Notierungen zu rechnen. So sind insbesondere die US-Leitindizes als wichtigster Taktgeber für die globale Aktienmarktentwicklung schon hoch bewertet, was das Potenzial begrenzt.
Auf Rücksetzer warten
Gerade bislang nicht oder nur unterdurchschnittlich in Aktien investierte Anleger sollten nicht versuchen, einem verpassten Trend hinterherzulaufen. Dafür ist das Chance-Risiko-Verhältnis auf Sicht der kommenden zwölf Monate nicht attraktiv genug. Hier bietet es sich vielmehr an, auf zwischenzeitliche Rücksetzer zu warten, die es angesichts der vielfältigen Risikofaktoren immer wieder geben kann. Alternativ können Positionen durch regelmäßiges Aktiensparen aufgebaut werden.
Bessere Streuung des Aktiendepots
Für bereits in Aktien investierte Anleger ist es allerdings zu früh, schon jetzt die Reißleine zu ziehen. „Halten“ scheint die bessere Alternative zu sein, außerdem ist es sinnvoll, das bestehende Portfolio einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Dies kann bedeuten, wenig attraktiv erscheinende Titel gegen andere Werte, die inzwischen zunehmendes Interesse finden, auszutauschen. Eine von erfahrenen Profis gerade jetzt ausgesprochene Empfehlung ist die breitere Diversifikation des Aktienbestandes, um die Risiken – insbesondere durch eine „Internationalisierung“ – zu vermindern.